Bis zu ihrem Tod am 27.1.1987 war Clara Thalmann, geb. Enser (1908), eine der wenigen Zeitzeugen des kurzen Frühlings der spanischen Anarchie 1936/37, der nach einem blutigen Bürgerkrieg in General Francos 40-jähriger Diktatur endete. Zusammen mit ihrem Mann Paul Thalmann (1901-1980) hatte sie auf der Seite der POUM und der Anarchisten an den Kämpfen teilgenommen. Ursprünglich waren beide Mitglieder der sozialistischen Jugend und nach dem Ersten Weltkrieg der Kommunistischen Partei der Schweiz. Paul Thalmann nahm bereits 1921 als Jugenddelegierter und 1924 als Erwachsener an KI-Kongressen in Moskau teil, wo er von 1925-1928 studierte und im Sommer 1928 in der Roten Armee diente. Aufgrund seiner Erfahrungen mit der beginnenden Trotzki-Verfolgung gehörte er, zusammen mit der aus Paris zurückgekehrten Clara zur Opposition in der schweizerischen KP, wurde 1929 aus dem ZK und der Partei ausgeschlossen und hatte als Redakteur der Schaffhausener Arbeiterzeitung wesentlichen Anteil an der KPO-Orientierung dieser Landesgruppe. Bei Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs ging zuerst Clara als Milizionärin einer anarchistischen Einheit an die Front. Paul betätigte sich zunächst als Korrespondent für die schweizer Arbeiterzeitungen, bevor er zusammen mit Clara ins
POUM-Batallion de Choque
eintrat. Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in der Schweiz, wo sie für Verständnis und Unterstützung warben, traten sie durch die Vermittlung Augustin Souchys der zur Gruppe DAS gehörenden deutschsprachigen Centuria Erich Mühsam innerhalb der Kolonne Durruti bei. Der Maiputsch 1937 sah sie an der Seite der
Freunde Durrutis
und der POUM im Straßenkampf gegen die Kommunisten. Von der GPU verhaftet, mussten sie auf Geheiß des sozialistischen Innenministers Zugazagoita freigelassen werden, weil die Sozialistische Arbeiterinternationale zu ihren Gunsten intervenierte. Seit 1937 lebten beide in Paris und waren von 1940 bis 1944 in der Pariser Widerstandsbewegung aktiv. 1953 zog es sie in den wärmeren Süden, wo sie zusammen mit anderen in den Bergen oberhalb Nizzas die Serena gründeten. Ihre politische Erfahrung und ihre Herzlichkeit zogen seit den 60er Jahren bis 1986 immer wieder Neugierige und Freunde auf die Serena und gaben diesem Ort den Charakter eines internationalen Treffpunkts politisch Interessierter.
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